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Themenvorschläge

Zug der Kimbern und Teutonen
Dunkle Wolkentürme wuchsen über der Küste der Uthlande. Windböen peitschten über das Gras, das sich flach auf den Boden presste wie in Angst vor dem, was kommen mochte. Orik, gerade zwölf Sommer alt, stand am Strand und blickte mit großen, ungläubigen Augen hinaus aufs Meer. Er kannte das Meer gut – seine Unberechenbarkeit, seine Launen –, doch heute schien es fremd und bedrohlich wie ein zorniges Wesen. „Orik, komm endlich!“, rief seine Schwester Solveig von weiter oben am...
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Der Germane
Adalbert tritt mit festen Schritten aus dem Schatten des Waldes heraus. Die Äste der Buchen bieten ihm noch kühle Zuflucht, doch nun umfängt ihn der warme Duft des Spätsommers. Getrocknetes Heu liegt in der Luft, vermischt mit dem rauchigen Aroma der Herdfeuer und einem Hauch von nassem Holz. Er sieht den schmalen Weg, der sich den Hang hinunterzieht, gesäumt von blühendem Rainfarn und wuchernden Brombeerhecken. Am Ende des Pfades liegt das Dorf seines Onkels. Die Palisade erhebt sich vor...
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König Otto besiegt die Magyaren
Der Rauch hing schwer in der Luft, während Albrecht durch die Trümmer seines Dorfes stapfte. Die Magyaren waren in der Morgendämmerung gekommen, ihre Pferde wie Schatten durch die Felder huschend, ihre Pfeile tödlich und unbarmherzig. Häuser brannten, Tiere lagen verendet im Dreck, und die Schreie der Verwundeten hallten in den Ruinen wider. Seine Frau war tot, sein Sohn verschleppt. Nur mit Mühe unterdrückte Albrecht den Kloß in seiner Kehle. Er war Bauer gewesen, nun war er ein Mann...
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Der Deutsche Orden
Der Morgennebel hängt noch wie ein letzter Schleier über der Nogat, doch über den Zinnen der Marienburg bricht bereits das Licht eines neuen Tages hervor. Goldene Strahlen tasten sich über die roten Ziegelmauern, lassen das Bleidach der Kapelle aufglänzen und werfen lange Schatten über den Burghof, wo die Pferde der Wachen leise schnauben. Auf der oberen Plattform des Hochmeisterpalastes stehen zwei Männer, stumm in ihre Gedanken versunken. Der eine ist alt, von einer Würde, die nur das...
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Kaiser Friedrich II.
Als die Sonne über Palermo aufgeht, durchbricht nicht der Gesang der Vögel die Stille, sondern das gleichmäßige Kratzen meiner Feder auf Pergament. Der Raum ist noch kühl von der Nacht, doch mein Arbeitstisch ist bereits mit Dokumenten bedeckt – Briefe an Gelehrte in Paris und Toledo, Erlasse für die Universität von Neapel, Entwürfe für die Reform des sizilianischen Rechtssystems. Ich tauche die Feder erneut in das Tintenfass und setze meine Arbeit fort. Ich weiß, dass meine...
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Erbauer von Kathedralen
Er hat lange gelernt, um an diesem Tag an diesen Ort geschickt zu werden. Sein Meister hat ihn geschickt. Im Jahr 1355, an einem kühlen Herbstmorgen, betritt der junge Steinmetz Jakob zum ersten Mal die Mauern der großen Stadt Köln. Der Staub der Landstraße klebt noch an seinen Stiefeln, während er ehrfürchtig die hoch aufragenden Türme und geschäftigen Gassen betrachtet. Seit er denken kann, träumt er davon, an einem der größten Bauwerke seiner Zeit mitzuwirken: dem Kölner Dom....
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Die deutsche Hanse
Er zieht seinen Mantel fester um die Schultern, während er durch das mächtige Stadttor tritt. Die Morgensonne taucht die Hansemetropole Lübeck in ein warmes Licht, und doch liegt eine kühle Brise vom Hafen in der Luft. Der Geruch von Salz, Teer und Fisch mischt sich mit dem süßen Duft frisch gebackenen Brotes aus den Bäckereien. Hans ist zum ersten Mal hier – in dieser geschäftigen Stadt der Hanse, deren Name er in den Handelskontoren seiner Heimat oft hört. Noch kennt er ihre Gassen...
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Gutenberg erfindet den modernen Buchdruck
Die Sonne stand tief am Himmel über Mainz, als Paul durch die engen Gassen von Mainz schritt. Der plötzliche Tod seines Meisters hatte ihn erschüttert. Noch gestern hatte er in der vertrauten Werkstatt gestanden, die nach Tinte, Leim und Papier duftete. Nun aber war alles verloren. Ohne Meister, ohne Arbeit, ohne Zukunft. Er kickte einen losen Pflasterstein beiseite und ballte die Hände zu Fäusten. Es musste weitergehen. Er war ein Buchbinder-Geselle, geschickt mit den Händen, vertraut mit...
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Preußische Reformen
Ich heiße Albrecht, Graf von Falkenstein, und ich bin 17 Jahre alt. Mein Vater starb früh, und so wurde ich schon als Junge Herr über unser Gut. Falkenstein liegt in den weiten Feldern Ostpreußens, wo der Wind über das Getreide streicht und die Sonne über endlosen Wiesen steht. Meine Nachbarn – die anderen Grafen, Freiherren und Barone – sehen in mir nur den Jungen mit dem alten Namen. Für sie bin ich ein Fremder in ihrer Welt, obwohl ich einer von ihnen bin. Doch ich denke nicht wie...
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Die Walhalla-Ruhmeshalle
Es ist ein kühler Herbstmorgen des Jahres 1820, als ich zum ersten Mal an den Hängen bei Donaustauf stehe. Die Donau glitzert träge im frühen Licht, Nebelschwaden ziehen durch das Tal, und über mir erhebt sich der kahle Hügel – still, unberührt, beinahe ehrfürchtig. „Hier“, sagt Kronprinz Ludwig, „soll sie stehen. Unsere Walhalla. Ein Tempel des Geistes, der Tugend, der deutschen Größe.“ Ich schweige einen Moment, überwältigt von der Idee und der Landschaft. Die Donau zu...
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Deutsche Märzrevolution (1848)
Der Schuster Hermann Friedrich zieht seinen Kittel zurecht, als er den staubigen Weg zum Hambacher Schloss hinaufsteigt. Er ist vier Tage unterwegs gewesen, um hierher zu kommen. Die Sonne brennt heiß auf das Land, doch die Menschen, die sich ringsum versammelt haben, stören sich nicht daran. Männer und Frauen, Studenten und Handwerker, Bürger und Adelige – sie alle strömen nach oben, die schwarz-rot-goldenen Fahnen wehen im Wind. Hermanns Herz schlägt schneller. Schon seit Wochen hat er...
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Der Ottomotor
Wir schreiben das Jahr 1863. Ich bin kaum sechzehn und habe das Gefühl, die ganze Welt sei aus Zahnrädern, Schrauben und Funken gemacht. Mein Name ist Johann, und heute betrete ich zum ersten Mal die Werkstatt von Nikolaus August Otto. Die Tür quietscht, als ich sie aufdrücke. Drinnen ist es warm, feucht, und es riecht nach Öl, Rauch – und einer Idee, die noch keinen Namen hat. Die Morgensonne liegt wie Bienenhonig auf dem Pflaster vor der Werkstatt, als ich mit rußigen Händen und...
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